Publié le 17 mai 2024

Die Kontrolle über Ihre Transporte ist der grösste Hebel zur Kostensenkung und Kundenbindung für Ihr Schweizer KMU.

  • Ab ca. 500 km/Monat wird ein eigenes Fahrzeug rechnerisch günstiger als Kuriere.
  • Digitale Routenplanung und die richtige Fahrzeugwahl (inkl. E-Optionen) sparen bis zu 20% Zeit und Betriebskosten.

Empfehlung: Beginnen Sie mit einer Total-Cost-of-Ownership-Analyse, um Ihren persönlichen Schwellenwert zu ermitteln.

Für viele Schweizer Kleinunternehmer und Selbstständige sind Logistikkosten ein ständiges Ärgernis: unberechenbar, hoch und scheinbar ausserhalb der eigenen Kontrolle. Die Standardlösung, sich auf Kurierdienste wie die Post, DPD oder DHL zu verlassen, erscheint auf den ersten Blick einfach und flexibel. Doch diese Bequemlichkeit hat ihren Preis. Steigende Paketvolumen, saisonale Zuschläge und die Abhängigkeit von externen Dienstleistern führen schnell zu einer erheblichen Belastung der Marge. Viele scheuen den Gedanken an einen eigenen Transporter, da sie hohe Anschaffungs- und Unterhaltskosten fürchten und den administrativen Aufwand als unüberwindbar ansehen.

Doch was, wenn der Schlüssel zur Optimierung nicht im Outsourcing, sondern in der strategischen Übernahme der Kontrolle liegt? Was, wenn die Logistik-Autonomie kein Kostenfaktor, sondern ein Wettbewerbsvorteil ist? Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung, dass eigene Transporte nur für Grossunternehmen rentabel sind. Wir zeigen Ihnen, dass für Schweizer KMU ab einem überraschend niedrigen Schwellenwert die Organisation eigener Transporte der entscheidende Hebel ist, um nicht nur Kosten zu senken, sondern auch die Servicequalität und Kundenbindung massiv zu verbessern. Es geht nicht darum, *ob* man es tut, sondern *wie* man es rechnet, plant und rechtssicher umsetzt.

Wir führen Sie durch einen pragmatischen 8-Schritte-Prozess: von der präzisen Kostenanalyse über die richtige Fahrzeugwahl für Schweizer Gegebenheiten und die Vermeidung teurer Rechtsfallen bis hin zur Implementierung schlanker, digitalisierter Logistikprozesse. Ziel ist es, Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um die Prozess-Souveränität über Ihre Lieferkette zurückzugewinnen.

Warum eigene Transportlösungen ab 500 km monatlicher Fahrleistung günstiger sind als Kuriere?

Der erste Schritt zur Kostenkontrolle ist eine ehrliche Analyse. Viele KMU vergleichen nur den reinen Paketpreis, ignorieren aber die Gesamtkosten. Ein typisches 5-kg-Paket innerhalb der Schweiz kann schnell teuer werden. Während Standarddienste oft als Massstab gelten, zeigt ein aktueller Vergleich der Schweizer Paketdienstleister, dass bereits hier erhebliche Unterschiede bestehen, wobei private Anbieter oft günstiger sind als die Post. Diese Preise sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Bei steigendem Volumen summieren sich diese Ausgaben schnell zu einem beträchtlichen Posten in Ihrer Buchhaltung.

Die entscheidende Frage ist: Ab wann übersteigen diese variablen Kurierkosten die Fix- und Betriebskosten eines eigenen Fahrzeugs? Eine Faustregel besagt, dass sich die Überlegung ab etwa 500 Kilometern monatlicher Fahrleistung lohnt. Um dies für Ihren spezifischen Fall zu berechnen, ist eine Total-Cost-of-Ownership-Analyse (TCO) unerlässlich. Dabei stellen Sie nicht nur die reinen Transportpreise gegenüber, sondern alle anfallenden Kosten. Dies schafft eine fundierte, datenbasierte Entscheidungsgrundlage und deckt das wahre Sparpotenzial auf.

Die TCO-Analyse mag auf den ersten Blick komplex wirken, lässt sich aber in überschaubare Schritte zerlegen. Sie erfasst nicht nur die offensichtlichen Ausgaben wie Treibstoff, sondern auch subtilere Kosten wie Versicherung, kantonale Steuern und den Wertverlust des Fahrzeugs. Erst diese Gesamtkostenrechnung ermöglicht einen fairen Vergleich mit Ihren aktuellen monatlichen Ausgaben für Kurierdienste und bildet die Basis für Ihre strategische Schwellenwert-Analyse.

Ihr Plan zur TCO-Berechnung für eigene Transporte

  1. Erfassen Sie Ihre monatlichen Kurierkosten (Post, DPD, DHL) über die letzten 3 Monate.
  2. Berechnen Sie die durchschnittlichen monatlichen Kilometer Ihrer Lieferungen.
  3. Addieren Sie Fahrzeugkosten: Leasing/Abschreibung, Versicherung, kantonale Motorfahrzeugsteuer.
  4. Berücksichtigen Sie variable Kosten: Treibstoff (ca. 0.15 CHF/km), Wartung (0.08 CHF/km).
  5. Vergleichen Sie Gesamtkosten pro Monat mit aktuellen Kurierausgaben, um Ihren Schwellenwert zu finden.

Wie wählen Sie zwischen Transporter, Sprinter und LKW für Ihr Transportvolumen?

Sobald die Analyse zeigt, dass ein eigenes Fahrzeug rentabel ist, stellt sich die Frage nach der richtigen Grösse. Die Wahl zwischen einem wendigen Transporter, einem geräumigen Sprinter oder einem Lastwagen hängt von drei Faktoren ab: Ladevolumen, Nutzlast und der 3,5-Tonnen-Grenze. Letztere ist in der Schweiz von entscheidender Bedeutung. Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gelten als leichte Motorwagen und können mit dem regulären Führerschein der Kategorie B gefahren werden. Sie unterliegen nicht der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA).

Überschreitet ein Fahrzeug dieses Gesamtgewicht, wird es als schwerer Motorwagen klassifiziert. Dies hat weitreichende Konsequenzen: Es wird ein Führerschein der Kategorie C/C1 benötigt, und vor allem fällt die LSVA an. Diese Abgabe verteuert jeden gefahrenen Kilometer erheblich. Gemäss der aktuellen Schweizer Schwerverkehrsabgabe beträgt sie beispielsweise bis zu 3,26 Rappen pro Tonne und Kilometer. Für ein KMU kann diese Abgabe schnell zu einem unkalkulierbaren Kostenfaktor werden und die Rentabilität des eigenen Transports zunichtemachen. Die strategische Entscheidung, unter der 3,5-Tonnen-Grenze zu bleiben, ist daher oft der klügste Weg zur Kostenkontrolle.

Grössenvergleich verschiedener Nutzfahrzeugtypen in Schweizer Berglandschaft
Rédigé par Daniel Huber, Daniel Huber ist dipl. Logistiker mit eidg. Fachausweis und seit 15 Jahren Supply Chain Berater für Schweizer KMU. Er ist spezialisiert auf Digitalisierung von Lieferketten, urbane Logistiklösungen und Optimierung von Transportprozessen für kleine und mittlere Unternehmen.