
Die grösste Gefahr für Ihr Kind im Auto ist nicht ein versagendes System, sondern ein unbewusster Anwendungsfehler, der die teuerste Schutzausrüstung wirkungslos macht.
- Die Schutzwirkung eines Kindersitzes hängt entscheidend von der korrekten Gurtspannung ab – dicke Winterjacken sind eine unsichtbare, aber massive Gefahr.
- Moderne Assistenzsysteme wirken im Verbund und können Auffahrunfälle um bis zu 50% reduzieren, was besonders bei grösseren Familienfahrzeugen entscheidend ist.
Empfehlung: Prüfen Sie nicht nur die Ausstattung Ihres Fahrzeugs, sondern trainieren Sie die korrekten Handgriffe. Wahre Sicherheit ist eine aktive Praxis, kein passiver Besitz.
Als Elternteil liegt Ihnen nichts mehr am Herzen als die Sicherheit Ihres Kindes. Bei der Wahl eines neuen Familienautos stehen Sicherheitsbewertungen und Ausstattungslisten oft an erster Stelle. Man vergleicht Airbags, prüft das Vorhandensein von Isofix und verlässt sich auf die Versprechen der Hersteller. Doch die Realität auf der Strasse zeigt ein anderes Bild. Die fortschrittlichste Technologie ist nur ein Teil eines grösseren Ganzen – einer Sicherheitskette, die bei jedem Glied stark sein muss.
Die landläufige Meinung ist, dass der Kauf eines modernen, gut ausgestatteten Fahrzeugs und eines teuren Kindersitzes ausreicht. Man investiert in passive und aktive Sicherheitssysteme und wiegt sich in einem Gefühl der Geborgenheit. Aber was, wenn die wahre Schwachstelle nicht die Technik ist, sondern der Mensch, der sie bedient? Die unscheinbaren, alltäglichen Fehler bei der Sicherung unserer Kinder können eine fatale Fehler-Kaskade auslösen und die Schutzwirkung der besten Systeme im entscheidenden Moment aufheben. Es ist diese trügerische Sicherheit, die wir durchbrechen müssen.
Dieser Artikel blickt hinter die Kulissen der Fahrzeugsicherheit. Wir werden nicht nur erklären, welche Systeme wichtig sind, sondern vor allem, wie sie im Verbund wirken und – was noch wichtiger ist – wie Sie durch korrektes Handeln zum stärksten Glied in der Sicherheitskette Ihrer Familie werden. Von der korrekten Einstellung der Kopfstütze bis zur unsichtbaren Gefahr einer Winterjacke im Kindersitz: Wir geben Ihnen das evidenzbasierte Wissen an die Hand, das wirklich zählt.
Um Ihnen einen klaren Überblick über die entscheidenden Aspekte der Kindersicherheit im Auto zu geben, haben wir diesen Leitfaden strukturiert. Jede Sektion beleuchtet einen kritischen Baustein, damit Sie fundierte Entscheidungen für den Schutz Ihrer Liebsten treffen können.
Inhaltsverzeichnis: Maximale Sicherheit für Ihre Familie im Strassenverkehr
- Warum moderne Airbags 70% weniger Verletzungen verursachen als Modelle von 2010: die technologische Revolution?
- Wie stellen Sie Kopfstützen, Sitze und Gurte in 5 Minuten so ein, dass sie im Unfall maximalen Schutz bieten?
- Isofix vs. Gurt-Befestigung: welches System schützt Kinder unter 4 Jahren in Schweizer Fahrzeugen besser?
- Die 3 häufigsten Fehler bei der Kindersitz-Installation, die in 40% der Fälle die Schutzwirkung aufheben
- Können ältere Fahrzeuge mit Seitenairbags nachgerüstet werden oder ist das technisch unmöglich?
- Isofix vs. Gurt-Befestigung: welches System schützt Kinder unter 4 Jahren in Schweizer Fahrzeugen besser?
- Warum Spurhalteassistent und Notbremsassistent zusammen 40% der Auffahrunfälle verhindern: die Statistik?
- Wie passive Sicherheitssysteme bei einem Crash Ihr Überleben sichern, auch wenn alles andere versagt
Warum moderne Airbags 70% weniger Verletzungen verursachen als Modelle von 2010: die technologische Revolution?
Die Vorstellung eines Airbags hat sich in den letzten zehn Jahren dramatisch gewandelt. Frühere Modelle waren eine „Alles-oder-Nichts“-Lösung: Bei einem Aufprall explodierten sie mit voller Wucht. Dies rettete zwar Leben, führte aber oft zu erheblichen Nebenverletzungen, insbesondere bei Personen, die nicht optimal sassen. Die heutige Generation von Airbags ist weitaus intelligenter und agiert differenzierter. Experten bestätigen, dass durch diese Weiterentwicklung Airbags die Verletzungsgefahr bei Frontalzusammenstössen um 80 bis 90 Prozent verringern, ein Quantensprung im Insassenschutz.
Die wahre Revolution liegt in der adaptiven Steuerung. Moderne Systeme nutzen eine Vielzahl von Sensoren, um die Schwere des Unfalls, das Gewicht und die Sitzposition der Insassen in Echtzeit zu analysieren. Basierend auf diesen Daten entscheiden sie, ob und wie stark der Airbag ausgelöst wird. Bei leichten Kollisionen blähen sich die Kissen nur teilweise auf, um den Insassen sanft aufzufangen. Bei einem schweren Crash hingegen entfalten sie ihr volles Schutzvolumen von bis zu 70 Litern – und das in unvorstellbaren 20 bis 30 Millisekunden, schneller als ein Wimpernschlag.
Diese zweistufige oder sogar mehrstufige Auslösung ist der Schlüssel zur Reduzierung von Verletzungen. Anstatt eines harten Schlags wirkt der Airbag nun wie ein massgeschneidertes Kissen, das die Aufprallenergie gezielt absorbiert. Für Familien bedeutet das eine signifikant höhere Sicherheit, da die Systeme auch besser auf die unterschiedlichen Körpergrössen von Erwachsenen und älteren Kindern auf dem Beifahrersitz reagieren können. Diese Technologie ist ein perfektes Beispiel dafür, wie nicht nur das Vorhandensein, sondern die Intelligenz eines Systems den wahren Unterschied ausmacht.
Wie stellen Sie Kopfstützen, Sitze und Gurte in 5 Minuten so ein, dass sie im Unfall maximalen Schutz bieten?
Die fortschrittlichste passive Sicherheitstechnik ist nutzlos, wenn die grundlegendsten Einstellungen im Fahrzeug nicht stimmen. Ihre Sitzposition entscheidet darüber, ob Gurte und Airbags Sie schützen oder Ihnen sogar schaden können. Es ist eines der schwächsten Glieder in der Sicherheitskette, weil es so oft vernachlässigt wird. Nehmen Sie sich bewusst fünf Minuten Zeit, nicht nur vor einer langen Fahrt, um diese kritischen Punkte zu überprüfen. Es ist eine der wirksamsten Massnahmen, die Sie ergreifen können.
Die korrekte Positionierung ist keine Frage des Komforts, sondern der Physik. Ein zu grosser Abstand zum Lenkrad führt dazu, dass der Gurt nicht optimal anliegt. Ein zu geringer Abstand erhöht das Risiko von Verletzungen durch den Airbag. Besonders die Kopfstütze wird systematisch unterschätzt. Bei einem Heckaufprall verhindert sie ein gefährliches Zurückschnellen des Kopfes und schützt so vor schweren Halswirbelsäulenverletzungen (Schleudertrauma). Sie ist nur dann wirksam, wenn sie richtig justiert ist.

Die Abbildung zeigt die ideale Haltung, die Sie anstreben sollten. Der Rücken hat vollen Kontakt zur Lehne, die Arme sind leicht gebeugt, und der Gurt liegt straff über Schulter und Becken. Diese Details sind keine Empfehlungen, sondern essenzielle Sicherheitsvorkehrungen. Nutzen Sie die folgende Checkliste, um Ihre Einstellungen und die Ihrer Familie regelmässig zu überprüfen.
Ihr 5-Minuten-Sicherheitscheck im Fahrzeug
- Sitzposition: Stellen Sie den Sitz so ein, dass Ihre Beine bei durchgetretenen Pedalen leicht angewinkelt sind und die Arme beim Lenken ebenfalls leicht gebeugt bleiben.
- Abstand zum Airbag: Halten Sie einen Mindestabstand von 25-30 cm zwischen Ihrem Brustbein und dem Lenkrad ein. Lehnen Sie sich mit dem Rücken vollständig an die Lehne.
- Kopfstütze justieren: Die Oberkante der Kopfstütze sollte mit der Oberkante Ihres Kopfes abschliessen. Der Abstand zum Hinterkopf sollte so gering wie möglich sein (maximal 4 cm).
- Gurtführung: Der Sicherheitsgurt muss straff am Körper anliegen, ohne verdreht zu sein. Er sollte mittig über die Schulter und flach über das Becken verlaufen, niemals über den Bauch.
- Gurtstraffung prüfen: Ziehen Sie den Gurt nach dem Anschnallen nochmals fest, um jeglichen Spielraum (insbesondere durch dicke Kleidung) zu eliminieren.
Isofix vs. Gurt-Befestigung: welches System schützt Kinder unter 4 Jahren in Schweizer Fahrzeugen besser?
Wenn es um die Befestigung von Kindersitzen geht, stehen Eltern in der Schweiz vor der Wahl zwischen zwei Systemen: dem traditionellen 3-Punkt-Gurt des Fahrzeugs und dem moderneren Isofix-System. Beide sind zugelassen und bieten bei korrekter Anwendung hohen Schutz. Doch gerade im Detail und in der alltäglichen Handhabung zeigen sich entscheidende Unterschiede, die für die Sicherheit Ihres Kindes massgeblich sein können. Isofix wurde entwickelt, um eine feste, starre Verbindung zwischen Kindersitz und Fahrzeugkarosserie herzustellen.
Diese direkte Verbindung minimiert die Bewegung des Sitzes bei einem Aufprall und reduziert so die auf das Kind wirkenden Kräfte. Seit 2013 ist Isofix in allen Neuwagen Pflicht, was die Verbreitung stark gefördert hat. Die Gurt-Befestigung hingegen bietet mehr Flexibilität und ist in praktisch jedem Fahrzeug möglich, was sie zu einer universellen Lösung macht. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Kriterien für Ihre Entscheidung zusammen, basierend auf einer Analyse der gängigen Befestigungsmethoden.
| Kriterium | Isofix-System | 3-Punkt-Gurtsystem |
|---|---|---|
| Sicherheit | Starre Verbindung zur Karosserie | Flexiblere Befestigung |
| Fehlbedienung | Minimales Risiko | Häufige Montagefehler |
| Einbauzeit | Schnell (Steckverbindung) | Zeitaufwändiger |
| Verfügbarkeit | Seit 2013 in allen Neuwagen | In jedem Fahrzeug möglich |
| Kosten | Höhere Anschaffungskosten | Günstiger |
Die Tabelle zeigt deutlich den Hauptvorteil von Isofix: die Minimierung von Anwendungsfehlern. Während die reine Schutzwirkung bei perfekter Montage vergleichbar sein mag, ist die Realität eine andere. Die einfache „Klick“-Montage von Isofix-Sitzen gibt Eltern eine klare und verlässliche Rückmeldung über den korrekten Einbau.
Die 3 häufigsten Fehler bei der Kindersitz-Installation, die in 40% der Fälle die Schutzwirkung aufheben
Der Kauf eines Testsieger-Kindersitzes allein ist keine Garantie für Sicherheit. Studien zeigen ein alarmierendes Bild: Ein grosser Teil der Kindersitze wird falsch montiert oder bedient. Laut einer Statistik des Touring Club Schweiz (TCS) ist das Risiko für tödliche oder schwere Verletzungen bei ungesicherten oder falsch gesicherten Kindern rund dreimal höher. Dies unterstreicht, dass der menschliche Faktor das schwächste Glied in der Sicherheitskette ist. Oft sind es kleine Unachtsamkeiten, die im Ernstfall katastrophale Folgen haben.
Der sicherste Platz für ein Kind im Auto ist grundsätzlich hinten. Wenn es die Befestigungsmöglichkeiten zulassen (Isofix oder 3-Punkt-Gurt), ist der mittlere Rücksitz ideal, da er den grössten Abstand zu den Seiten bei einem seitlichen Aufprall bietet. Ist dies nicht möglich, ist der Platz hinten auf der Beifahrerseite die zweitbeste Wahl. Eine der grössten Gefahrenquellen, die Eltern oft unterschätzen, ist die Kleidung. Eine dicke Winterjacke unter dem Gurt erzeugt einen gefährlichen Gurtlose („Slack“), der die Schutzwirkung massiv reduziert.
Die drei häufigsten und fatalsten Fehler sind:
- Zu lockere Gurtführung: Die Gurte des Kindersitzes müssen so straff am Körper des Kindes anliegen, dass nur eine flache Hand zwischen Gurt und Brustkorb passt. Jeglicher Spielraum führt dazu, dass das Kind bei einem Aufprall zu stark nach vorne geschleudert wird, bevor der Gurt greift.
- Dicke Kleidung unter dem Gurt: Wie erwähnt, komprimiert sich eine Winterjacke bei einem Crash. Der Gurt, der vorher straff schien, wird plötzlich locker und kann von den Schultern rutschen oder tiefe Verletzungen verursachen. Ziehen Sie Ihrem Kind die Jacke im Auto immer aus und legen Sie eine Decke darüber.
- Falsche Positionierung der Kopfstütze: Die Kopfstütze des Kindersitzes muss mit dem Wachstum des Kindes regelmässig angepasst werden. Die Gurte sollten auf Schulterhöhe oder knapp darüber aus dem Sitz kommen. Eine zu tief oder zu hoch eingestellte Stütze bietet keinen ausreichenden Schutz für Kopf und Nacken.
Vergessen Sie nie, dass die korrekte Anwendung genauso wichtig ist wie das Produkt selbst. In der Schweiz müssen Kinder bis zum 12. Geburtstag oder einer Körpergrösse von 150 cm mit einem geeigneten Kindersitz gesichert werden.
Können ältere Fahrzeuge mit Seitenairbags nachgerüstet werden oder ist das technisch unmöglich?
Die Frage, ob man ein älteres, liebgewonnenes Familienauto mit modernen Sicherheitsfeatures wie Seitenairbags nachrüsten kann, beschäftigt viele sicherheitsbewusste Eltern. Seitenairbags, insbesondere die Kopfairbags, die sich wie ein Vorhang entlang der Fenster entfalten, sind für den Schutz bei seitlichen Kollisionen von immenser Bedeutung. Sie schützen den empfindlichen Kopfbereich von Erwachsenen und Kindern vor dem direkten Aufprall an der Seitenscheibe oder an eindringenden Objekten.
Technisch gesehen ist eine Nachrüstung in den allermeisten Fällen praktisch unmöglich und nicht empfehlenswert. Ein Airbagsystem ist weit mehr als nur das Luftkissen selbst. Es ist ein hochkomplexes, tief in die Fahrzeugelektronik und -struktur integriertes System. Dazu gehören Aufprallsensoren in den Türen und der Karosserie, ein zentrales Steuergerät, das die Signale in Millisekunden auswertet, und die exakt definierte Platzierung der Airbag-Module selbst. Alle Komponenten müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein, um eine zuverlässige und vor allem korrekte Auslösung zu gewährleisten.

Eine Bastelei oder eine nicht vom Hersteller vorgesehene Nachrüstung birgt unkalkulierbare Risiken: Der Airbag könnte im entscheidenden Moment nicht oder, noch schlimmer, ungewollt auslösen. Da die Fahrzeughersteller keine Nachrüstsätze anbieten und keine Werkstatt diese sicherheitskritische Haftung übernehmen würde, ist die Antwort klar: Ein fehlender Seitenairbag kann nicht nachträglich sicher integriert werden. Dass in unserem Nachbarland bereits 72 Prozent der 2018 erworbenen Neuwagen mit Seitenairbags ausgestattet waren, zeigt, wie etabliert diese Technologie ist und wie gross die Sicherheitslücke bei älteren Modellen ohne diese Ausstattung sein kann.
Isofix vs. Gurt-Befestigung: welches System schützt Kinder unter 4 Jahren in Schweizer Fahrzeugen besser?
Nachdem wir die technischen Unterschiede beleuchtet haben, müssen wir nun die entscheidende Frage aus der Praxisperspektive stellen: Welches System schützt mein Kind im Alltag besser? Als Sicherheitsexpertin ist meine Antwort klar: Das System, das Sie jedes Mal zu 100% korrekt anwenden. Und genau hier liegt der entscheidende Vorteil von Isofix. Ein österreichisches Verkehrssicherheitsportal bringt es auf den Punkt:
ISOFIX minimiert vor allem die Möglichkeiten der Fehlbedienung durch die Anwender
– Österreichisches Verkehrssicherheitsportal, autokindersitz.at
Diese Aussage ist der Kern der Debatte. Ein mit dem 3-Punkt-Gurt perfekt installierter Kindersitz ist extrem sicher. Das Problem ist der Weg dorthin. Die Gurtführung ist komplex, muss exakt den Markierungen folgen und der Gurt muss mit erheblichem Kraftaufwand gestrafft werden, um den Sitz festzuziehen. Im stressigen Familienalltag, vielleicht im Regen oder bei Dunkelheit, ist die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers hoch. Isofix eliminiert diese Unsicherheit durch ein simples Klick-System mit Farbindikatoren, die von Rot auf Grün wechseln, wenn der Sitz korrekt eingerastet ist. Es verwandelt eine komplexe Aufgabe in einen unmissverständlichen Vorgang.
Für Eltern mit Fahrzeugen ohne Isofix-Verankerung bedeutet das nicht, dass ihre Kinder unsicher sind. Es bedeutet jedoch, dass sie eine höhere Verantwortung bei der Installation tragen. In diesem Fall ist es unerlässlich, sich intensiv mit der Anleitung des Kindersitzes vertraut zu machen und den Einbau mehrmals in Ruhe zu üben. Lassen Sie die Installation idealerweise von einer Fachperson, z.B. beim TCS oder in einem Fachgeschäft, überprüfen. Ein korrekt montierter Gurt-Sitz ist immer besser als ein falsch geklickter Isofix-Sitz. Doch die Statistik der Fehlbedienung spricht eine klare Sprache zugunsten von Isofix.
Warum Spurhalteassistent und Notbremsassistent zusammen 40% der Auffahrunfälle verhindern: die Statistik?
Bisher haben wir uns auf die passive Sicherheit konzentriert – Systeme, die die Folgen eines Unfalls mildern. Mindestens ebenso wichtig ist die aktive Sicherheit: Technologien, die einen Unfall von vornherein verhindern sollen. Hier spielen moderne Fahrerassistenzsysteme eine entscheidende Rolle. Insbesondere die Kombination aus Spurhalteassistent und Notbremsassistent bildet ein starkes Glied in der Sicherheitskette, das Unaufmerksamkeit und Fehleinschätzungen des Fahrers ausgleichen kann.
Der Notbremsassistent überwacht mittels Radar oder Kamera den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Droht eine Kollision, warnt er den Fahrer akustisch und visuell. Reagiert dieser nicht, leitet das System autonom eine Bremsung ein. Studien zeigen ein enormes Potenzial: Allein durch dieses System könnten 38% bis 50% der Auffahrunfälle mit Verletzten verhindert oder deren Schwere zumindest reduziert werden. Der Spurhalteassistent wiederum greift ein, wenn das Fahrzeug unbeabsichtigt die Fahrspur verlässt, indem er sanft gegenlenkt. Zusammen bilden sie ein wachsames Duo, das die häufigsten Unfallursachen – Ablenkung und zu geringer Abstand – direkt adressiert.
Die Relevanz dieser Systeme wird in der Schweiz besonders deutlich. Eine aufsehenerregende Unfallforschung der AXA Schweiz hat gezeigt, dass Fahrer grosser, schwerer SUVs signifikant mehr Kollisionen verursachen als Lenker von Klein- oder Mittelklassewagen. Dies liegt oft an der Fehleinschätzung der Grösse und des Bremsweges dieser Fahrzeuge. Genau hier setzen die Assistenzsysteme an. Sie kompensieren diese menschlichen Schwächen und sind so effektiv, dass sie in der EU für Neuwagen ab 2024 sogar verpflichtend sind. Für eine Schweizer Familie, die oft ein grösseres Fahrzeug wählt, sind diese Assistenten daher kein Luxus, sondern eine essenzielle Sicherheitsinvestition.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Anwender ist entscheidend: Die korrekte Anwendung (Gurtstraffung, keine Winterjacke, richtige Kopfstütze) ist wichtiger als die Marke des Kindersitzes.
- Isofix minimiert Fehler: Isofix ist nicht per se sicherer, aber es reduziert das Risiko menschlicher Fehler beim Einbau drastisch und ist daher in der Praxis oft die überlegene Wahl.
- Assistenzsysteme sind kein Luxus: Notbrems- und Spurhalteassistenten verhindern aktiv Unfälle und sind besonders für grössere Familienfahrzeuge eine unverzichtbare Sicherheitsausstattung.
Wie passive Sicherheitssysteme bei einem Crash Ihr Überleben sichern, auch wenn alles andere versagt
Stellen Sie sich das Worst-Case-Szenario vor: Ein schwerer Unfall war unvermeidbar. Die aktiven Sicherheitssysteme konnten die Kollision nicht mehr verhindern. Jetzt schlägt die Stunde der passiven Sicherheit. Dies sind die stillen Helden, die im Verborgenen darauf warten, im Millisekundenbereich ihre volle Wirkung zu entfalten. Ihre einzige Aufgabe: die Überlebensräume der Insassen zu sichern und die bei einem Crash freigesetzten, enormen Kräfte vom menschlichen Körper fernzuhalten. Diese Systeme bilden das letzte und stärkste Glied der Sicherheitskette.
Das Herzstück ist die hochfeste Fahrgastzelle. Sie ist wie ein stählerner Käfig konstruiert, der sich auch bei schwersten Deformationen nicht verformen soll. Um sie herum befinden sich die Knautschzonen an Front und Heck. Ihre Aufgabe ist es, durch gezielte Verformung möglichst viel Aufprallenergie zu absorbieren, bevor diese die Fahrgastzelle erreicht. Im Inneren ergänzen die bereits besprochenen Airbags und Gurtstraffer diesen Schutz, indem sie die Insassen kontrolliert abbremsen und zurückhalten.
Doch die passive Sicherheit endet nicht mit dem Aufprall. Moderne Fahrzeuge leiten unmittelbar nach einem schweren Crash weitere, lebensrettende Massnahmen ein. Diese „Post-Crash“-Funktionen sind darauf ausgelegt, Folgeunfälle zu verhindern und eine schnelle Rettung zu ermöglichen. Sie sind ein oft übersehener, aber kritischer Teil des Gesamtkonzepts.
- eCall-System: In der Schweiz alarmiert das System automatisch die Notrufzentrale 144, übermittelt den genauen Standort und stellt eine Sprechverbindung her. Dies spart im Notfall entscheidende Minuten.
- Post-Crash-Braking: Das Fahrzeug bremst nach der Erstkollision automatisch ab, um unkontrolliertes Weiterrollen und gefährliche Folgekollisionen, z.B. mit dem Gegenverkehr, zu verhindern.
- Automatische Türentriegelung: Die Zentralverriegelung wird aufgehoben, um den Insassen die Flucht und den Rettern den Zugang zu erleichtern.
- Unterbrechung der Kraftstoffzufuhr: Um die Brandgefahr zu minimieren, wird die Benzin- oder Dieselpumpe sofort abgeschaltet.
Ein letzter, einfacher aber wirkungsvoller Tipp ist die Rettungskarte. Dieses standardisierte A4-Blatt zeigt den Rettungskräften die Position von Karosserieverstärkungen, Airbags und Batterie, was die Bergung mit schwerem Gerät erheblich beschleunigt. Platzieren Sie die für Ihr Modell spezifische Karte hinter der Fahrer-Sonnenblende.
Sie haben nun einen tiefen Einblick in die komplexe Welt der Fahrzeugsicherheit erhalten. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wahre Sicherheit eine aktive Haltung erfordert. Vertrauen Sie nicht blind auf Technik, sondern werden Sie zum informierten Manager der Sicherheit Ihrer Familie. Der nächste logische Schritt ist, dieses Wissen anzuwenden und die für Ihre Bedürfnisse und Ihr Fahrzeug passenden Lösungen zu bewerten und korrekt einzusetzen.
Häufig gestellte Fragen zur Kindersicherheit im Auto
Was ist der gefährlichste Fehler im Winter?
Dicke Winterkleidung unter dem Gurt reduziert die Gurtspannung dramatisch und erhöht das Verletzungsrisiko erheblich. Der Gurt kann den Körper nicht mehr optimal zurückhalten. Ziehen Sie die Jacke immer aus und legen Sie sie oder eine Decke über das angeschnallte Kind.
Wie erkenne ich eine korrekte Gurtführung beim Kind?
Der Gurt muss straff am Körper anliegen und darf maximal eine flache Handbreit Spielraum haben. Der Schultergurt verläuft mittig über die Schulter, der Beckengurt liegt flach auf dem Beckenknochen auf, nicht auf dem Bauch.
Wann ist ein Wechsel zum nächstgrösseren Sitz nötig?
Ein Wechsel ist erst dann zwingend nötig, wenn der Kopf des Kindes über den oberen Rand des Kindersitzes hinausragt oder das maximale Gewichtslimit überschritten ist. Ein zu früher Wechsel in einen grösseren Sitz reduziert die Schutzwirkung erheblich.