Veröffentlicht am März 15, 2024

Zusammenfassend:

  • Die richtige Autoversicherung ist keine Pauschale, sondern eine Massnahme zur finanziellen Risiko-Steuerung.
  • Eine systematische Bedarfsanalyse (Fahrzeugwert, Nutzung, finanzielle Schmerzgrenze) ist entscheidend, um teure Unter- oder Überversicherung zu vermeiden.
  • Die Vollkaskoversicherung wird bei Fahrzeugen über 8 Jahren oft unwirtschaftlich; das Restwert-Prämien-Verhältnis muss geprüft werden.
  • Die Haftpflichtdeckung von 100 Mio. CHF ist keine Übertreibung, sondern ein essenzieller Schutz vor dem finanziellen Ruin.

Als Autobesitzer in der Schweiz stehen Sie jedes Jahr vor derselben Herausforderung: die Wahl der richtigen Autoversicherung. Auf der einen Seite locken Anbieter mit scheinbar günstigen Prämien, auf der anderen Seite steht die Angst, im Schadensfall auf horrenden Kosten sitzen zu bleiben. Viele verlassen sich auf oberflächliche Online-Vergleiche oder veraltete Faustregeln, ohne die tatsächlichen Risiken und den individuellen Bedarf präzise zu analysieren. Dies führt oft zu einer gefährlichen Deckungs-Blindheit, bei der nur der Preis, nicht aber die Leistung im Fokus steht.

Das Resultat ist eine trügerische Sicherheit. Man zahlt jahrelang Prämien für eine Deckung, die im Ernstfall Lücken aufweist, oder man verschwendet Hunderte von Franken für einen Schutz, der den Wert des Fahrzeugs längst nicht mehr rechtfertigt. Doch was wäre, wenn die Auswahl Ihrer Versicherung kein Ratespiel mehr wäre, sondern eine klare, strategische Entscheidung? Was, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, die billigste Prämie zu finden, sondern das optimale Kosten-Nutzen-Verhältnis für Ihre persönliche Situation zu ermitteln?

Dieser Ratgeber bricht mit den üblichen Platitüden. Anstatt Ihnen pauschale Empfehlungen zu geben, statten wir Sie mit der Methodik eines unabhängigen Beraters aus. Wir führen Sie durch eine strukturierte Analyse Ihres persönlichen Risikoprofils, erklären die finanzielle Logik hinter den verschiedenen Kasko-Stufen und zeigen Ihnen, wie Sie Fallstricke wie den Regress bei Grobfahrlässigkeit oder die Kostenexplosion bei Reparaturen moderner Assistenzsysteme (ADAS) umgehen. Ziel ist es, dass Sie nicht nur eine Versicherung abschliessen, sondern Ihre finanzielle Zukunft proaktiv schützen.

Um Ihnen eine klare und strukturierte Übersicht zu bieten, haben wir diesen Leitfaden in acht logische Schritte unterteilt. Jeder Abschnitt baut auf dem vorherigen auf und führt Sie von der Problemidentifikation bis zur finalen Absicherung.

Warum 30% der Schweizer Autobesitzer im Schadensfall auf 20’000+ CHF Kosten sitzen bleiben?

Der Hauptgrund für unerwartet hohe Kosten im Schadensfall liegt in einer Fehleinschätzung der modernen Fahrzeugtechnologie. Viele Autobesitzer unterschätzen, wie teuer Reparaturen heute geworden sind. Insbesondere Fahrzeuge mit fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (ADAS) bergen ein hohes Kostenrisiko. Was früher ein simpler Blechschaden war, ist heute ein komplexer Eingriff in die Elektronik. Selbst ein leichter Parkschaden kann die empfindliche Sensorik in Stossfängern oder Aussenspiegeln beeinträchtigen.

Diese Komponenten müssen nicht nur ausgetauscht, sondern auch aufwendig neu kalibriert werden. Ohne eine korrekte Kalibrierung können sicherheitsrelevante Systeme wie der Notbremsassistent oder der Spurhalteassistent versagen. Die Kosten für eine solche Kalibrierung können allein mehrere hundert bis tausend Franken betragen.

Kostenfalle ADAS: Der 5’000-CHF-Parkschaden

Ein typisches Beispiel aus der Praxis verdeutlicht das Problem: Ein einfacher Parkrempler führt zu einer leichten Delle im hinteren Stossfänger. Bei einem älteren Fahrzeug wäre dies eine Reparatur von vielleicht 1’500 CHF. Bei einem modernen Auto mit Parksensoren und Rückfahrkamera sieht die Rechnung anders aus. Laut einer Analyse der AXA Schweiz zu modernen Reparaturkosten kann ein solcher Schaden schnell 5’000 CHF übersteigen. Der Grund: Neben der Karosseriereparatur müssen die Sensoren ersetzt und das gesamte System neu justiert werden. Hat der Fahrzeughalter hier nur eine Teilkasko oder einen hohen Selbstbehalt bei der Vollkasko gewählt, bleibt er auf einem Grossteil dieser Kosten sitzen.

Diese technologiebedingte Kostenexplosion ist eine der Hauptursachen für die Deckungs-Blindheit vieler Schweizer Autofahrer. Sie schliessen eine Versicherung ab, die auf den Kostenstrukturen von vor zehn Jahren basiert, und sind im Schadensfall mit der Realität konfrontiert. Eine unzureichende Deckung oder ein zu hoch angesetzter Selbstbehalt, der einst vernünftig erschien, wird so zur finanziellen Falle.

Wie ermitteln Sie in 5 Schritten Ihren exakten Versicherungsbedarf basierend auf Fahrzeugwert und Nutzung?

Eine bedarfsgerechte Versicherung ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer systematischen Analyse. Anstatt sich von Werbeversprechen leiten zu lassen, sollten Sie wie ein Risikoanalyst vorgehen. Ihr Ziel ist es, den Punkt zu finden, an dem die Prämie im optimalen Verhältnis zum abgesicherten Risiko steht. Die folgenden fünf Schritte bilden die Grundlage für eine fundierte Entscheidung und helfen Ihnen, Ihre persönliche Risikoprofil-Matrix zu erstellen.

Diese Methode zwingt Sie, über den reinen Fahrzeugwert hinauszudenken und Faktoren wie Ihren Wohnort, Ihr Fahrverhalten und vor allem Ihre persönliche finanzielle Schmerzgrenze zu berücksichtigen. Es geht darum, eine bewusste Entscheidung zu treffen, welches Risiko Sie selbst tragen können und welches Sie an einen Versicherer delegieren möchten. Dieser Prozess schützt Sie zuverlässig vor den beiden grossen Fehlern: der gefährlichen Unterversicherung und der teuren Überversicherung.

Makroaufnahme von Versicherungsdokumenten mit Taschenrechner und Autoschlüssel auf einem Holztisch

Die visuelle Darstellung von Dokumenten, Rechner und Schlüssel symbolisiert die Werkzeuge, die Sie für diese wichtige Analyse benötigen. Es ist ein Prozess, der Sorgfalt erfordert, sich aber durch jahrelange Einsparungen und Sicherheit im Schadensfall auszahlt. Nutzen Sie die folgende Checkliste als Ihren persönlichen Fahrplan zur optimalen Deckung.

Ihre 5-Schritte-Checkliste zur Bedarfsanalyse

  1. Standort-Risikoanalyse durchführen: Bewerten Sie Ihr spezifisches Risiko. Ein Tiefgaragenplatz in Zürich birgt ein geringeres Vandalismusrisiko als ein Strassenparkplatz in Genf. Im ländlichen Raum ist hingegen das Marderrisiko höher.
  2. Fahrerprofil erstellen: Analysieren Sie, wer das Fahrzeug fährt. Fahren nur Sie und Ihr Partner, oder auch Neulenker unter 25 Jahren? Dies hat einen massiven Einfluss auf die Prämie.
  3. Kilometerleistung prüfen: Fahren Sie weniger als 10’000 km pro Jahr? Evaluieren Sie Pay-per-Kilometer-Modelle, die bei geringer Nutzung deutlich günstiger sein können.
  4. Finanzielle Schmerzgrenze definieren: Legen Sie den exakten Betrag in CHF fest, den Sie im Falle eines selbstverschuldeten Schadens sofort und ohne finanzielle Schwierigkeiten bezahlen könnten (z.B. 2’000 CHF). Dieser Betrag bestimmt Ihren optimalen Selbstbehalt.
  5. Online-Vergleichsportale nutzen: Nachdem Sie Ihren Bedarf klar definiert haben, nutzen Sie Portale, um die Angebote von bis zu 150 Tarifen verschiedener Anbieter gezielt zu vergleichen.

Haftpflicht vs. Teilkasko vs. Vollkasko: welche Deckung für ein 6 Jahre altes Fahrzeug im Wert von 15’000 CHF?

Nachdem Sie Ihren Bedarf analysiert haben, stellt sich die Kernfrage: Welche Deckung ist die richtige? Betrachten wir ein konkretes, in der Schweiz sehr verbreitetes Szenario: ein sechs Jahre altes Fahrzeug mit einem aktuellen Marktwert von rund 15’000 CHF. Für dieses Beispiel ist die Entscheidung zwischen Teilkasko und Vollkasko nicht trivial und hängt stark von Ihrer zuvor definierten finanziellen Schmerzgrenze und Ihrem Risikoprofil ab.

Die obligatorische Haftpflichtversicherung deckt nur Schäden, die Sie an Dritten verursachen. Sie ist die Basis, aber für den Schutz Ihres eigenen Fahrzeugs unzureichend. Die Teilkaskoversicherung erweitert diesen Schutz um Schäden, die Sie nicht selbst beeinflussen können, wie Diebstahl, Naturereignisse (Hagel, Sturm), Glasbruch oder die in der Schweiz häufigen Marderschäden. Die Vollkaskoversicherung schliesslich deckt zusätzlich auch selbstverschuldete Kollisionsschäden am eigenen Fahrzeug ab.

Für unser Beispielfahrzeug stellt sich die Frage: Lohnt sich die deutlich höhere Prämie der Vollkasko noch? Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist hier unerlässlich. Der folgende Vergleich zeigt die ungefähren Jahresprämien und gibt eine klare Empfehlung basierend auf einer durchschnittlichen Risikobewertung.

Versicherungsarten im direkten Vergleich für ein 6-jähriges Fahrzeug (15’000 CHF)
Versicherungsart Jahresprämie (ca.) Deckung Empfehlung
Haftpflicht 400-800 CHF Nur Schäden an Dritten Minimum, aber unzureichend
Teilkasko 700-1’100 CHF + Diebstahl, Naturereignisse, Glasbruch, Marderschäden Empfohlen – gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Vollkasko 1’200-1’700 CHF + Selbstverschuldete Schäden, Kollision Nur bei Leasing oder hohem persönlichen Risiko

Wie die vergleichende Analyse von Versicherung Schweiz zeigt, ist die Teilkasko für dieses Fahrzeugprofil meist die wirtschaftlich sinnvollste Wahl. Die Vollkasko lohnt sich nur, wenn Ihre finanzielle Schmerzgrenze sehr niedrig ist und ein selbstverschuldeter Totalschaden Sie in ernste finanzielle Schwierigkeiten bringen würde. Es gibt jedoch eine wichtige Ausnahme.

Bei einem geleasten Fahrzeug schreibt die Leasingbank in der Schweiz fast immer eine Vollkaskoversicherung vor – unabhängig vom Fahrzeugalter.

– Capitalo Versicherungsvergleich, Capitalo Autoversicherung Ratgeber

Der Geldverschwendungs-Fehler: warum Vollkasko bei einem 12 Jahre alten Fahrzeug sinnlos ist

Einer der häufigsten und teuersten Fehler, den Schweizer Autobesitzer machen, ist das Festhalten an einer Vollkaskoversicherung für ein in die Jahre gekommenes Fahrzeug. Während die Prämie nur langsam sinkt, stürzt der Fahrzeugwert rapide ab. Dies führt zu einem kritischen Punkt, an dem das Restwert-Prämien-Verhältnis unwirtschaftlich wird. Bei einem 12 Jahre alten Fahrzeug mit einem Restwert von vielleicht noch 4’000 CHF kann die Jahresprämie für die Vollkasko leicht 1’000 CHF oder mehr betragen. Sie zahlen also 25% des Fahrzeugwerts pro Jahr für eine Versicherung, die im Totalschadenfall nur noch eine geringe Summe ausbezahlt.

Der Fehler wird durch die Mechanik des Selbstbehalts noch verschärft. Viele Verträge haben einen Selbstbehalt von 1’000 CHF oder mehr. Stellen Sie sich vor, Sie verursachen einen Schaden von 2’000 CHF. Die Versicherung zahlt nach Abzug des Selbstbehalts nur 1’000 CHF. Dafür haben Sie aber über Jahre eine hohe Vollkasko-Prämie bezahlt. Eine Analyse von FinanceScout24 zur Selbstbehalt-Falle zeigt auf, dass bei einem typischen Schaden von 2’000 CHF und einem Selbstbehalt von 1’000 CHF die Versicherung nur die Hälfte übernimmt, obwohl man für die volle Deckung bezahlt hat.

Ein weiterer Aspekt ist der sogenannte Zeitwertzusatz. Diese Option garantiert in den ersten Jahren eine höhere Entschädigung als nur den Marktwert. Bei einem 12 Jahre alten Auto ist dieser Zusatz jedoch völlig wertlos, wird aber oft aus Gewohnheit im Vertrag belassen und weiterbezahlt. Es ist daher unerlässlich, den eigenen Vertrag regelmässig zu überprüfen und die Deckung dem Alter und Wert des Fahrzeugs anzupassen.

Wann also ist der richtige Zeitpunkt, die Vollkasko zu kündigen? Die folgende Liste gibt Ihnen klare Indikatoren:

  • Fahrzeugalter über 8 Jahre: Ab diesem Alter wird die Vollkasko in den meisten Fällen unwirtschaftlich.
  • Zeitwertzusatz kündigen: Spätestens nach 4 bis 5 Jahren sollten Sie diesen Zusatz aus Ihrem Vertrag streichen.
  • Prämie übersteigt 10% des Fahrzeugwerts: Wenn die Jahresprämie für die Vollkasko mehr als ein Zehntel des aktuellen Fahrzeugwerts ausmacht, ist ein Wechsel zur Teilkasko dringend zu prüfen.
  • Alternative für Liebhaberfahrzeuge: Wenn Ihr altes Fahrzeug einen hohen emotionalen oder Sammlerwert hat, evaluieren Sie eine spezielle Oldtimer-Versicherung anstelle der Standard-Vollkasko.

Wann ist der optimale Zeitpunkt für Versicherungswechsel und wie sparen Sie dabei 400 CHF jährlich?

Viele Schweizer Autofahrer bleiben aus reiner Bequemlichkeit jahrelang bei derselben Versicherung und verpassen dadurch erhebliches Sparpotenzial. Der Markt ist ständig in Bewegung, und die Prämien für identische Leistungen können je nach Anbieter stark variieren. Ein regelmässiger Vergleich ist daher nicht nur sinnvoll, sondern finanziell klug. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel?

Der häufigste Kündigungstermin in der Schweiz ist das Ende des Kalenderjahres. Die meisten Verträge haben eine Kündigungsfrist von drei Monaten, was bedeutet, dass die Kündigung bis zum 30. September beim Versicherer eintreffen muss. Verpassen Sie diese Frist, verlängert sich der Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr. Es gibt jedoch weitere Gelegenheiten für einen Wechsel: bei einem Fahrzeugwechsel, nach einem Schadensfall, den die Versicherung reguliert hat, oder bei einer Prämienerhöhung durch den Versicherer. Nutzen Sie diese Momente für einen proaktiven Marktvergleich.

Weitwinkelaufnahme eines Schweizer Bergpasses mit Auto in der Ferne, symbolisiert den Übergang und Wechsel

Durch einen gezielten Wechsel lassen sich oft mehrere hundert Franken pro Jahr sparen. Einsparungen von durchschnittlich 400 CHF sind bei einem Wechsel von einem teuren zu einem günstigen Anbieter für eine vergleichbare Deckung realistisch. Dabei sollten Sie jedoch nicht nur auf den Preis achten. Die Servicequalität und die Kundenzufriedenheit sind ebenso wichtige Kriterien, denn im Schadensfall zählt eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung.

Fallstudie: TCS als Testsieger bei Kundenzufriedenheit

Eine Analyse von moneyland.ch im Jahr 2025 kürte den TCS zum Testsieger bei der Kundenzufriedenheit. Besonders hervorgehoben wurden das exzellente Preis-Leistungs-Verhältnis, die kompetente Beratung und die hohe Servicequalität. Dies zeigt, dass ein günstiger Preis und guter Service kein Widerspruch sein müssen. Solche Testsieger bieten oft auch attraktive Zusatzleistungen. Der TCS beispielsweise bietet einen Fahrzeugtest-Voucher an, bei dem Neukunden bis zu 500 CHF der Testkosten zurückerstattet bekommen, wenn sie eine Versicherung abschliessen. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie man nicht nur bei der Prämie, sondern auch durch smarte Zusatzangebote sparen kann.

Warum 30% der Schweizer Autobesitzer im Schadensfall auf 20’000+ CHF Kosten sitzen bleiben?

Neben den bereits erwähnten technologiebedingten Kostenfallen gibt es weitere, subtilere Gründe, warum Autofahrer unerwartet hohe Rechnungen erhalten. Diese liegen oft in den Vertragsdetails und im eigenen Verhalten begründet. Ein zentraler Punkt ist die Deckungslücke bei Grobfahrlässigkeit. Fahren Sie beispielsweise über eine rote Ampel und verursachen einen Unfall, kann die Versicherung zwar den Schaden des Dritten bezahlen, aber einen Teil der Summe von Ihnen zurückfordern. Dieser sogenannte Regress kann schnell Zehn- oder sogar Hunderttausende von Franken betragen.

Ein weiterer Faktor ist das Fahrerprofil. Viele Verträge sind auf bestimmte Fahrer beschränkt (z.B. nur Personen über 25 Jahre). Fährt nun Ihr 20-jähriger Sohn das Auto und verursacht einen Unfall, kann die Versicherung die Leistung kürzen oder einen massiv höheren Selbstbehalt anwenden. Die Annahme, das Auto sei „einfach versichert“, egal wer fährt, ist ein teurer Trugschluss. So zahlen laut einer Analyse von bonus.ch junge Lenker mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der Schweiz für ihre Autoversicherung bis zu 7-mal mehr, was das enorme Risikopotenzial aus Sicht der Versicherer verdeutlicht.

Auch die Wahl des Selbstbehalts ist eine häufige Fehlerquelle. Ein hoher Selbstbehalt senkt zwar die Prämie, muss aber zur finanziellen Leistungsfähigkeit passen. Wer einen Selbstbehalt von 2’000 CHF wählt, aber im Ernstfall keine 2’000 CHF flüssig hat, steht vor einem unlösbaren Problem. Diese Lücke zwischen theoretischer Sparmassnahme und praktischer Zahlungsfähigkeit ist eine der stillen Kostenfallen.

Zusammengefasst sind es oft nicht die grossen, offensichtlichen Risiken, sondern die Summe kleiner, übersehener Details in Vertrag und Verhalten, die zur finanziellen Katastrophe führen. Eine genaue Kenntnis des eigenen Vertrags und eine ehrliche Einschätzung des eigenen Fahrverhaltens sind daher unerlässlich für einen lückenlosen Schutz.

Welche Nachweise müssen Sie bei Reparaturen aufbewahren, um Gewährleistung und Versicherung zu sichern?

Nach einem Unfall und der erfolgten Reparatur ist die Sache für viele erledigt. Doch hier beginnt ein wichtiger, oft vernachlässigter Teil der Absicherung: die saubere Dokumentation. Das Aufbewahren der richtigen Nachweise ist entscheidend, um sowohl Ihre gesetzliche Gewährleistung auf die Reparatur als auch Ihre Ansprüche gegenüber der Versicherung bei Folgeschäden zu sichern.

Das wichtigste Dokument ist die detaillierte Reparaturrechnung. Diese muss alle durchgeführten Arbeiten und alle verwendeten Ersatzteile exakt auflisten. Pauschale Angaben wie „Unfallreparatur gemäss Offerte“ sind unzureichend. Bestehen Sie auf einer Rechnung, die zwischen Arbeitszeit und Materialkosten unterscheidet. Bewahren Sie ebenfalls die dazugehörige Zahlungsbestätigung auf. Diese Dokumente sind Ihr Beweis dafür, was wann und von wem repariert wurde.

Ebenso wichtig sind sämtliche Kommunikationsprotokolle mit der Garage und der Versicherung. Dazu gehören die schriftliche Schadenmeldung, der Kostenvoranschlag (Offerte) und die offizielle Kostengutsprache der Versicherung. Diese Unterlagen belegen den vereinbarten Reparaturumfang. Machen Sie vor der Reparatur Fotos vom Schaden und nach der Reparatur Fotos vom reparierten Fahrzeug. Diese Bildnachweise können bei späteren Diskussionen über die Qualität der Arbeit von unschätzbarem Wert sein.

Ein besonderer Fallstrick lauert bei der Wahl der Werkstatt. Viele Versicherungen bieten Rabatte an, wenn man eine ihrer Partnerwerkstätten nutzt. Dies kann jedoch bei neueren Fahrzeugen problematisch sein, wie Experten warnen.

Die Nutzung einer günstigeren Partnerwerkstatt der Versicherung kann bei neueren Autos die Herstellergarantie gefährden.

– Swiss Life Versicherung, Swiss Life Ratgeber Autoversicherung

Klären Sie daher immer ab, ob die Partnerwerkstatt vom Hersteller autorisiert ist, um Ihre Garantie nicht zu verlieren. Bewahren Sie alle Belege und Rechnungen mindestens zwei Jahre auf, da dies die übliche Gewährleistungsfrist auf Reparaturen ist. Für die Steuererklärung oder bei einem späteren Fahrzeugverkauf kann eine längere Aufbewahrung sinnvoll sein.

Das Wichtigste in Kürze

  • Risikoanalyse vor Preisvergleich: Definieren Sie immer zuerst Ihren individuellen Bedarf, bevor Sie Prämien vergleichen.
  • Wirtschaftlichkeit prüfen: Die Vollkasko ist nicht immer die beste Wahl. Analysieren Sie regelmässig das Verhältnis von Prämie zu Fahrzeugwert.
  • Details im Vertrag beachten: Verstehen Sie die Klauseln zu Grobfahrlässigkeit, Fahrerprofil und Selbstbehalt, um Deckungslücken zu vermeiden.

Wie die richtige Haftpflichtdeckung Sie vor dem finanziellen Ruin durch einen Unfall bewahrt

In der gesamten Diskussion über Kasko-Stufen und Zusatzdeckungen gerät der wichtigste Baustein oft aus dem Blickfeld: die Motorfahrzeughaftpflichtversicherung. Sie ist in der Schweiz nicht ohne Grund obligatorisch. Während die Kaskoversicherung „nur“ Ihr eigenes Fahrzeug schützt, sichert die Haftpflichtversicherung Ihre gesamte finanzielle Existenz ab. Ein von Ihnen verursachter schwerer Unfall mit Personenschaden kann Kosten in Millionenhöhe verursachen.

Denken Sie an die potenziellen Folgen: lebenslange Rentenzahlungen für ein Unfallopfer, hohe Heilungskosten, Verdienstausfall und Schmerzensgelder. Diese Kosten können die finanzielle Leistungsfähigkeit einer Privatperson bei Weitem übersteigen und zum persönlichen Ruin führen. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestdeckungssumme von 5 Millionen CHF ist in Anbetracht solcher Szenarien absolut unzureichend. Aus diesem Grund ist in der Schweiz eine deutlich höhere Deckungssumme Standard.

Die branchenübliche Deckungssumme beträgt heute 100 Millionen CHF. Dieser Betrag mag astronomisch klingen, ist aber eine realistische Absicherung gegen das schlimmstmögliche Szenario. Wie die Mobiliar in ihrer Schadenstatistik belegt, ist die in der Schweiz übliche Deckungssumme von 100 Millionen CHF keine Übertreibung, da schwere Personenschäden schnell Beträge erreichen können, die in die Millionen gehen. Der Aufpreis für diese maximale Deckung im Vergleich zu einer niedrigeren Summe ist minimal, der zusätzliche Schutz jedoch immens.

Selbst bei voller Haftpflichtdeckung gibt es jedoch einen kritischen Fallstrick: den Regress bei Grobfahrlässigkeit. Die Versicherung kann einen Teil der Schadenssumme von Ihnen zurückfordern, wenn Sie den Unfall beispielsweise unter Alkoholeinfluss oder durch eine massive Geschwindigkeitsüberschreitung verursacht haben.

Fallstudie: Die Regress-Gefahr bei Grobfahrlässigkeit

Ein Fahrer verursacht grob fahrlässig einen Unfall mit einem Schaden von 500’000 CHF. Seine Haftpflichtversicherung deckt den Schaden des Opfers, nimmt aber anschliessend Regress auf ihn. Je nach Schwere des Verschuldens kann die Rückforderung 100’000 CHF oder mehr betragen. Um sich vor diesem existenziellen Risiko zu schützen, bieten Versicherer wie die AXA einen speziellen Grobfahrlässigkeitsschutz als Zusatz an. Diese Deckung verzichtet auf das Recht des Regresses (ausgenommen bei Alkohol, Drogen oder Raserei) und schützt den Versicherungsnehmer so vor dem finanziellen Ruin.

Die Haftpflicht ist das Fundament Ihrer Absicherung. Unterschätzen Sie niemals ihre Bedeutung und prüfen Sie, ob Ihre Deckungssumme und der Schutz vor Regress ausreichend sind.

Nachdem Sie nun die Methodik zur Analyse Ihres Bedarfs und die entscheidenden Details der verschiedenen Deckungsarten kennen, ist der nächste logische Schritt die konkrete Anwendung. Analysieren Sie Ihren bestehenden Vertrag oder Ihre Offerten systematisch und treffen Sie eine fundierte, kostenbewusste Entscheidung für Ihre finanzielle Sicherheit.

Geschrieben von Roland Bachmann, Roland Bachmann ist eidg. dipl. Versicherungsfachmann und unabhängiger Berater für Fahrzeugversicherungen mit 17 Jahren Erfahrung. Er ist spezialisiert auf bedarfsgerechte Deckungskonzepte, Schadensabwicklung und die Optimierung von Versicherungskosten für Schweizer Fahrzeughalter.